Brasilianisches Juwel

Wer vom Boom bei Wasser- und Gasversorgungsprojekten in Brasilien profitieren will, braucht starke Partner vor Ort. Durch die Übernahme des Rohrleitungsherstellers FGS steht GF Piping Systems in der Region nun auf der Pole-Position.

Beim Ausbau der Wasser- und Gasversorgung ist Brasilien zurzeit einer der dynamischsten Märkte weltweit: Das Land erlebt – trotz COVID-19-Pandemie – einen Boom bei Infrastrukturprojekten. Das liegt einerseits an der von der Regierung vorangetriebenen Privatisierung vieler Staatsunternehmen, andererseits am Interesse von Investoren, die sich gute Geschäfte und Wachstum erhoffen. Aktuell befinden sich nur zehn Prozent der brasilianischen Versorgungsbetriebe in privater Hand. „Bis 2035 rechnen wir in diesem Sektor mit einem Investitionsvolumen in Höhe von rund 130 Milliarden US-Dollar“, sagt Chris Blumer, Leiter GF Piping Systems South America. „Das ist ein enormes Potenzial.“ Die Übernahme des Rohrleitungsherstellers FGS Brasil Indústria e Comércio aus Cajamar bei São Paulo im Dezember 2020 verschafft GF Piping Systems eine stärkere Position. Zwar ist die Division schon seit mehr als 20 Jahren in Brasilien und anderen südamerikanischen Ländern aktiv, bislang aber nur durch Import und Verkauf von Produkten und dem Service vor Ort. „Unsere Wachstumsstrategie 2025 sieht vor, die globale Marktpräsenz zu erhöhen und Kollaborationen vor Ort zu stärken“, erklärt Blumer. „Um das Geschäft in Südamerika auszubauen, werden wir vor Ort weitere Partner finden.“

Chris Blumer, 65, versteht die südamerikanischen Märkte für GF Piping Produkte und Anwendungen. Er begann seine Laufbahn 1971 bei GF in der damaligen Textilmaschinenabteilung in Rüti (Schweiz) und arbeitet seit mehr als 50 Jahren bis heute in mehreren Divisionen und Ländern. Chris Blumer lebt und arbeitet seit drei Jahrzehnten in den USA, die vergangenen Jahre als Leiter GF Piping Systems South America. Dabei ist er verantwortlich für das Geschäft in Mexiko sowie den Ländern Mittel- und Südamerikas.

Lokal produzieren

Wer in Brasilien, dem grössten Versorgungsmarkt Südamerikas, bei Infrastrukturvorhaben und öffentlichen Bauprojekten zum Zuge kommen will, braucht Produktionsstätten im Land. „Das liegt vor allem an den hohen Importkosten und damit verbundene Steuern“, erläutert Chris Blumer. „Sie verteuern aus dem Ausland eingeführte Produkte und Services enorm und machen internationale Lieferanten im Vergleich zu einheimischen Produzenten weniger attraktiv.“

Anschluss für alle

Nur die Hälfte der Brasilianer war 2018 an die Abwasserentsorgung angeschlossen. Die Folge: Umwelt- und Hygiene-Probleme. Bis 2033 will die Regierung die Situation nachhaltig verbessern.

Anteil der Brasilianer mit Abwasseranschluss

38,5 % betrug 2018 in Brasilien der Anteil am Trinkwasser, das die Verbraucher gar nicht erreichte. Häufige Ursachen: marode Leitungen und Leckagen.

_{Quellen: GWI, Switzerland Global Enterprise}

Marktdaten GF FGS in Brasilien

Marktvolumen Gas: 10 -15 Mio USD
Marktanteile GF FGS: Fitting 40-50 % / Pipe 75 %
Marktvolumen UT Wasser: 1,2 Milliarden USD (alle Materialien, ausgenommen für Abwasser)
Marktanteile GF FGS mit HDPE Produkten: Fitting 10-20 % / Pipe 35 %
Marktvolumen Industrie: 1,1 Milliarden USD (alle Materialien)
Marktanteil GF FGS mit nicht korrosiven Materialien/Plastik : 10-15 %

Viel Wasser geht verloren

Gerade in der Wasserversorgung des Landes sind zuverlässige Rohrleitungssysteme mit leckagefreien Verbindungen wichtig, um das Problem des Trinkwasserverlusts in den Griff zu bekommen. In Brasilien beträgt der Anteil an Wasser, das erst gar nicht beim Endverbraucher ankommt, zurzeit 38,5 Prozent. In der Vergangenheit hat GF Piping Systems deshalb eng mit SABESP, dem grössten Wasserversorgungsunternehmen Brasiliens, zusammengearbeitet. So etwa bei einem grossen Projekt zur effizienteren Abwassernutzung in São Paulo. „Dabei konnten wir 2019 die erste wichtige Phase erfolgreich abschliessen“, sagt Blumer. Nach seiner Schätzung hält GF FGS – so der Name des neuen Unternehmens – einen Anteil am brasilianischen Markt für HDPE-Rohrsysteme von 75 Prozent. Die Übernahme habe „die Chancen für unsere Expansion in Brasilien und ganz Südamerika entscheidend verbessert“, sagt Chris Blumer. „GF FGS verfügt nun über zwei lokale Produktionsstandorte.“ Neben dem Werk in Cajamar hatte FGS 2019 ein weiteres in der nordöstlichen Region Recife in Betrieb genommen. Das Unternehmen zählte in der brasilianischen Versorgungsbranche zu den wichtigsten Herstellern und Zulieferern für HDPE-Rohrsysteme. Es lag auf der Hand, dass Management und Mitarbeitende von FGS weiterhin für GF FGS tätig sein werden: „Never change a winning team“, so Chris Blumer.

Mia. Brasilianische Real beträgt das prognostizierte Marktvolumen für den Ausbau der Wasserver- und -entsorgung in Brasilien bis zum Jahr 2033. Das entspricht knapp 130 Mia. USD.

km neue Rohrleitungssysteme müssten für den Aufbau einer effizienten Abwasserentsorgung in Brasilien gebaut werden. Weitere 200’000 Kilometer wären für die Versorgung mit Trinkwasser nötig.

Mitarbeitende hat GF Piping Systems in der Region Südamerika. Davon entfallen etwa 260 Mitarbeitende auf den brasilianischen Markt.