AUSGABE 2·2021 – STRATEGIE 2025 UND KULTUR
DAS GLOBALE MAGAZIN FÜR DIE MITARBEITENDEN VON GF

© Mario Wagner 

Lernen mit Leidenschaft

Wir sind offen für Neues: Dieser Satz steht für eine neue Lernkultur, die GF fit machen soll für eine Arbeitswelt im Wandel. Nesibe Bruggmann will diese Philosophie zusammen mit ihrem Team im Unternehmen verankern.

Das Thema Lernen ist ihre Leidenschaft – und diese Leidenschaft führte Nesibe Bruggmann vor gut fünf Jahren zu GF. Im Frühjahr 2016 fand ihr Vorstellungsgespräch statt, damals als Praktikantin Talent Management & Learning im Corporate HR Team in Schaffhausen (Schweiz). „In diesem Gespräch habe ich gesagt, dass ich jeden Tag etwas dazulernen und besser werden will“, erinnert sie sich, als wäre es gestern gewesen. „Heute weiss ich, dass dieser Satz der Grund war, warum ich eingestellt wurde.“

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Zur Person

Name: Nesibe Bruggmann
Position: Head of Learning and Development, Corporate HR
Standort: Schaffhausen (Schweiz)
Bei GF seit: seit April 2016

Nesibe hielt Wort: Sie überzeugte vom ersten Tag an, etablierte sich im Unternehmen, erweiterte ihren Horizont. „Ich habe während meines Praktikums alle Schulungen der GF Academy, also divisionsübergreifende Schulungsangebote auf Konzernebene, kennengelernt und teilweise mitgestaltet“, berichtet sie. „Da wusste ich, dass ich langfristig in diesem Bereich bleiben will“. Nach Abschluss des Praktikums im Corporate HR Team wechselte Nesibe zur Division GF Machining Solutions und war dort als HR Specialist für die Optimierung der globalen HR-Prozesse und die Implementierung der Me@GF-Plattform verantwortlich. Anfang 2020 erhielt sie aus Schaffhausen ein Angebot, das sie nicht ausschlagen konnte: Als Head of Learning and Development ist sie seither verantwortlich für die Weiterentwicklung der Lernkultur bei GF und für globale Schulungsmassnahmen auf Konzernstufe. Der Aufbau einer neuen, globalen Lernplattform namens MyLearning@GF ist Teil davon.

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Freude über die neue Lern-Plattform MyLearning@GF: Nesibe und Kollegen aus dem Corporate HR Team.

Lernen ist wertvoll

Seit Anfang 2021 ist der Bereich von Nesibe noch wichtiger geworden. Denn mit der Implementierung der GF Strategie 2025 hat auch der Stellenwert der Lernkultur eine neue Bedeutung erhalten. Neben „Performance“ und „Caring“ ist „Learning“ als dritte wichtige Säule der Zielkultur bei GF verankert worden. Für Nesibe ein konsequenter Schritt: „Unsere Vision ist, dass es sich jede und jeder von uns zur Gewohnheit macht, jeden Tag dazuzulernen.“ Um die Mitarbeitenden dabei zu unterstützen, ging die neue Online-Lernplattform MyLearning@GF im Mai mit einem Pilot live.

„Es ist in Ordnung, Fehler zu machen – wenn man schnell daraus lernt.“

Nesibe Bruggmann, Head of Learning and Development

Warum aber wird das Thema Lernen gerade jetzt zum zentralen Bestandteil der neuen Zielkultur? Immerhin zählen die Divisionen GF Piping Systems, GF Casting Solutions und GF Machining Solutions in ihren Bereichen schon heute zur weltweiten Spitze. Doch das Arbeitsumfeld wandelt sich. „Unsere Welt – und mit ihr die Märkte, in denen wir heute führend sind – verändert sich immer schneller“, sagt Nesibe. Die Digitalisierung, das Streben nach mehr Nachhaltigkeit oder zuletzt die Corona-Krise werfen alte Gewissheiten über den Haufen, machen lange Zeit erfolgreiche Geschäftsmodelle obsolet. „Das heisst für uns: Wir müssen schneller und agiler werden. Dafür werden wir mutiger und mit Selbstvertrauen auch neue Wege gehen müssen.“

Digitaler und flexibler

Das gilt natürlich auch für die Lernangebote bei GF. „Es gab bei GF schon immer Trainingsangebote mit hoher Qualität“, sagt Nesibe. „Mit unserer neuen Lernplattform werden wir jetzt vor allem digitaler und flexibler.“ GF Mitarbeitende finden auf MyLearning@GF neue Möglichkeiten für ihre berufliche Weiterentwicklung. Neue Lerninhalte und -formate werden kontinuierlich an die GF Strategie sowie an die Bedürfnisse der Teams und Mitarbeitenden angepasst, um die richtigen Fähigkeiten aufzubauen und um aktuell zu bleiben. „In Zukunft werden wir stark auf einen Mix aus digitalem Selbststudium, Online-Seminaren und Präsenzveranstaltungen setzen“, erklärt Nesibe.

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aller Kinder weltweit werden als Erwachsene einen Beruf ergreifen, den es heute noch gar nicht gibt.

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Mio. Menschen weltweit müssen bis 2030 ganz neue Fähigkeiten oder einen anderen Beruf erlernen. Das entspricht 14 % aller Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.

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aller Führungskräfte glauben, dass Soft Skills wichtiger sind als Hard Skills: Der Grund: Erstere können nicht durch Maschinen ersetzt werden.

Für sie und ihr Team gehe es darum, eine neue Mentalität in den Köpfen der Mitarbeitenden zu verankern. Die Botschaft: Lernen kann man jederzeit und überall! Egal, ob im Alltag, von erfahrenen Kolleginnen oder Kollegen oder in Häppchen. „Wir müssen nicht immer an umfassenden Fortbildungsprogrammen teilnehmen“, sagt Nesibe. „Jeder von uns sollte sich jeden Tag fragen: Was kann ich mir von den Besten abschauen – und wie kann ich unsere Werte im Alltag leben?“

Um eine neue Lernkultur bei GF zu verankern, braucht es laut Nesibe jedoch mehr als moderne Plattformen: „Unser Wert Learning bedeutet, wir sind offen für Neues. Lernen ist also nicht eine Aufgabe, die ich einmal pro Jahr abhake“, so Nesibe. „Bei allem, was wir tun, haben wir die Chance, dazuzulernen und Gelerntes miteinander zu teilen.“ Wie gut das funktionieren kann, sehen Nesibe und ihr Team bereits in Schulungen, die sie neu gestaltet haben: „Es ist toll zu sehen, wie Kolleginnen und Kollegen aus verschiedenen Bereichen, die sich zum ersten Mal begegnen, offen über Fehler sprechen und von den Erfahrungen der anderen profitieren“, schwärmt sie von einem der letzten Trainings. „Das ist es, was wir erreichen wollen.“

Fehler machen gehört dazu

Doch wie kann man diese Kultur des voneinander Lernens auch im Alltag etablieren in einem Unternehmen, das seit jeher vor allem von Präzisionsdenken und dem Streben nach technischer Perfektion geprägt ist? Gerade für gestandene Ingenieure oder Mitarbeitende mit langer Betriebszugehörigkeit sei es nicht immer einfach, sich auf Neues einzulassen und offen über Dinge zu sprechen, die nicht optimal laufen. Der Schlüssel liegt für Nesibe in einem neuen Bewusstsein beim Umgang mit Misserfolgen. „Es ist in Ordnung, Fehler zu machen“, sagt sie, „wenn wir schnell daraus lernen.“

Natürlich gebe es verschiedene Arten von Fehlern. Keine Fehler sollten dort passieren, wo die Folgen schwerwiegend sein können – also zum Beispiel in Fragen der Arbeitssicherheit oder bei standardisierten Fertigungsprozessen mit hohen Stückzahlen. Aber: „Manche Fehler können lehrreich und sogar nützlich sein. Zum Beispiel bei der Entwicklung von Prototypen“, erklärt Nesibe.

Hier könne zum Beispiel die Startup-Szene ein Vorbild sein, wo man sich zunächst auf die zügige Entwicklung eines sogenannten Minimum Viable Products (MVP) konzentriert. Das ist eine Erstversion des Produktes, die über die wichtigsten Grundfunktionen verfügt und anschliessend kontinuierlich mit Kundenfeedback weiterentwickelt wird. „Auf diese Weise gehen wir auch bei der Entwicklung der Lernplattform MyLearning@GF vor, um sowohl das System als auch die Palette der Lernangebote fortlaufend zu verbessern “, so Nesibe.

Neues braucht Zeit

Sie ist sich im Klaren darüber, dass es einige Zeit dauern wird, bis sich die neue Lernplattform GF-weit etabliert hat. „Während meiner Arbeit bei GF Machining Solutions habe ich verstanden, wie lange es braucht, bis Konzepte aus dem Corporate-Bereich bei allen ankommen.“ Daher hat sie das Projekt zusammen mit Kolleginnen und Kollegen der drei Divisionen umgesetzt, insgesamt waren 16 Personen weltweit beteiligt. Nesibe ist sich sicher, dass die Vorteile des neuen Systems letztlich alle Mitarbeitenden bei GF überzeugen werden. Dazu zählt in Zukunft auch die Möglichkeit, Kunden zu schulen, zum Beispiel im richtigen Umgang mit neuen Maschinen.

Egal, ob Kunden oder Mitarbeitende: „Man sieht es Menschen an, wenn sie im Flow sind und mit Begeisterung Wissen aufnehmen. Das wollen wir auch mit MyLearning@GF erreichen“, sagt Nesibe – und ihre Augen beginnen zu glänzen. Da ist sie wieder, die Leidenschaft für das Thema Lernen.

„Wir wollen zum Lernen animieren“

Nesibe Bruggmann ist das Thema Lernen eine Herzensangelegenheit – genauso wie die neue Lernplattform für GF. Im Interview spricht sie über die Entwicklungsphase, ihre Erwartungen und über Inspiration.

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Welche Rolle spielt „MyLearning@GF“ für die zukünftige Lernkultur bei GF?

MyLearning@GF ist die erste zentrale Plattform bei GF, die das Lernen von- und miteinander fördert. Die intuitive Nutzeroberfläche soll Mitarbeitende zum regelmässigen Lernen animieren, jederzeit und überall. In einem zweiten Schritt wollen wir die Inhalte auch Kolleginnen und Kollegen in der Produktion bereitstellen.

Was war für Sie persönlich das grösste „Learning“ aus dem Projekt?

Es gab zahlreiche Herausforderungen: Ein Teil des Teams war in Kurzarbeit und wir konnten aufgrund der Pandemie nur virtuell zusammenarbeiten. Da war es umso wichtiger, stets alle mitzunehmen und sich auch durch Rückschläge nicht entmutigen zu lassen. Wenn man als Team mit Herzblut auf ein gemeinsames Ziel hinarbeitet, wird das zum Erfolg führen.

Wo holen Sie sich Anregungen und Inspiration für Ihre Arbeit?

Ich spreche mit Menschen aus meinem persönlichen Umfeld und natürlich bei GF. Ab und zu tausche ich mich mit der Kollegin aus, die mich damals als Praktikantin betreut hat. Mittlerweile ist sie bei einem anderen Unternehmen, aber wir haben bis heute Kontakt. Gerne nutze ich auch soziale Netzwerke wie LinkedIn, schaue TED Talks oder lese Fachartikel.

Drei Mitarbeitende erzählen, wie sie das Thema Lernen bereits im Alltag leben

„Wichtig ist, Fehler offen anzusprechen und daraus zu lernen.“

Sebastian Felkl

Störungen erkennen und Arbeitsläufe optimieren – das gehört zu meinem Job. Fehler passieren, dafür sollten wir uns nicht schämen. Wichtig ist, daraus zu lernen. Indem wir offen Dinge ansprechen, die nicht optimal laufen, können wir uns weiter verbessern. Einen Tag vor der Eröffnung der neuen Giesserei von GF Linamar in Mills River (USA) habe ich ein Druckguss-Werkzeug beschädigt, weil die Maschine falsch eingestellt war. Ich habe sofort mein Team informiert. Gemeinsam konnten wir das Werkzeug rechtzeitig reparieren. Am nächsten Tag haben wir die Maschine wie geplant unseren Kunden und Gästen präsentiert. Das war ein tolles Gefühl fürs gesamte Team. Selbst wenn etwas schiefgeht, können wir etwas Positives daraus ziehen und etwas lernen. In Zukunft werde ich die Maschine immer richtig einstellen. Auch solche Erfahrungen sollten wir miteinander teilen.

© Michael Rathmayr, privat
Sebastian Felkl arbeitet seit 2002 bei GF. Als Prozessoptimierer ist er verantwortlich für Prozessverbesserungen im Druckguss. Von Herzogenburg (Österreich) aus arbeitet er eng mit anderen GF Standorten in Europa und den USA zusammen.

„Ich fordere mich selbst heraus und bleibe am Ball, um weiter dazuzulernen.“

Martha Gil

Ich fordere mich selbst heraus und bleibe stets am Ball, wenn ich etwas Neues ausprobiere oder lerne. Jemanden an seiner Seite zu haben, der einen fördert, hilft ungemein. Für meine neue Rolle als Focus Factory Lead habe ich gelernt, neue Produkte herzustellen und Führungsverantwortung zu übernehmen. Eine tolle Chance! Meine Fähigkeiten im Lean Management baute ich in internen Schulungen und Kaizen-Workshops aus. Auch aus eigenen Erfahrungen lerne ich stets dazu. Einmal habe ich die Anweisungen für eine Produktionslinie nicht gelesen. Ich machte einen Fehler, weil ich dachte, ich wüsste, wie es funktioniert. Schliesslich hatte ich schon selbst an der Maschine gearbeitet. Zum Glück konnte ich den Fehler korrigieren und entschuldigte mich bei meinem Team. Es ist besser, Kollegen zu fragen, anstatt davon auszugehen, dass Dinge sich nicht ändern.

© Patrick Strattner, privat
Martha Gil begann 2015 als Monteurin bei GF Piping Systems in El Monte (USA). Zwei Jahre später wurde sie zur Leiterin einer Produktionsanlage und vor Kurzem zum Focus Factory Lead befördert.

„Es braucht Mut, um aus Fehlern zu lernen und erfolgreich innovativ zu sein.“

Oliver Rosin

Ich möchte das Arbeiten mit GF Fräsmaschinen ergonomischer machen. Im Rahmen der Kickbox-Initiative kann ich meine eigene Idee umsetzen: eine VR-Brille mit der Maschine verbinden. So hat der Bediener die Daten direkt vor Augen. Ich arbeite für das Projekt mit vielen Personen zusammen und präsentierte schon vor unserem Management. Dafür musste ich meine Komfortzone verlassen. Dank Kickbox hatte ich die richtigen Methodiken und bin viel souveräner geworden. Ein Tiefpunkt war, als die Deadline nahte und sich VR-Brille und Maschine nicht verbinden liessen. Mir gingen die Ideen aus. Zusammen mit IT-Kollegen fand ich einen anderen Weg. Ich analysierte, was zuvor mein Fehler war, und lernte, wie ich ihn vermeide. Mein Fazit: Es braucht Mut, die richtigen Leute und die passende Umgebung, um aus Fehlern zu lernen und erfolgreich innovativ zu sein!

© Nik Hunger, privat
Oliver Rosin ist seit 2017 Konstrukteur für Frässpindeln bei GF Machining Solutions in Biel (Schweiz). Seit 2020 ist er Teil der Kickbox-Initiative, die Mitarbeitende dazu ermutigt, eigene Ideen zur Marktreife zu bringen.

Die KICKBOX-Initiative

Kickbox ist eine Design-Thinking-Initiative, die Mitarbeitende dazu ermutigt, unternehmerisch zu denken und innovative Lösungen zu entwickeln. Die Teilnehmer der Initiative lernen, wie sie mit Kunden und Kollegen zusammenarbeiten, um Ideen in Eigenregie zu entwickeln, zu testen und auf den Markt zu bringen. Im November 2019 startete GF Machining Solutions mit Kickbox als Pilotprojekt in der Schweiz. Die Initiative hat bereits über 50 neue Ideen hervorgebracht. Im November 2020 wurden die besten davon einer Jury präsentiert, zu der auch Mitglieder der obersten Führungsebene zählen. Drei Ideen, einschliesslich des Projekts von Oliver Rosin, werden derzeit bei Kunden getestet. 

Weitere Informationen zu Kickbox bei GF Machining Solutions
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Eindrücke vom Kickbox Demo Day bei GF Machining Solutions in Biel (Schweiz) im November 2020

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